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    Verein Furka Bergstrecke - Sektion Stuttgart e. V.

 

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Rück- und Einblick: 20 Jahre Frondienst an der Furka

Dieter Koesling hat die Bauwoche nicht nur unserer Sektion in den vergangenen 20 Jahren geleitet. Anläßlich seines Abschieds als Gruppenleiter beim Gleisbau hat er uns von seinem Werdegang an der Furka berichtet:

Im Frühjahr 1989 wurde ich auf die Furka aufmerksam. Nachdem ich mich bei der damaligen Organisation unter Mitwirkung von Wolfgang Schmidt gemeldet habe, wurde ich zu einem deutschlandweiten Informationstreffen nach Mannheim eingeladen. Ich erklärte mich dort zu einem Probeeinsatz bereit.

Gespannt auf das Kommende fuhr ich also am 03.07.1989 zum ersten Mal an die Furka nach Realp, um dort 2 Wochen im Einsatz zu sein. Damals ging es noch primitiv zu, egal ob Unterkunft, ob Werkzeuge, es war einfach nicht Vernünftiges vorhanden. So war es auch mit der Unterkunft, der sogenannten Wanzenburg, aber ich hatte ja den Komfort meines VW-Campingbusses.

Damals kamen sehr viele Leute aus der damaligen DDR und kehrten dann niemals wieder. Viele haben einfach gemeint, sie befänden sich auf einer Art Urlaub an der Furka, um was es da eigentlich ging, das war denen nebensächlich.

An meinem zweiten Einsatz, diesmal zusammen mit Nelly als Küchengehilfin, stieß ich dann zur Sektion Rhein-Main und nun begann ein einigermaßen vernünftiger Gleisbau, wenn auch noch mit sehr einfachen Mitteln. Diese Gruppe lernte allerdings sehr schnell, um was es beim Gleisbau geht und wie angepackt werden musste. Schnell reifte in mir der Entschluss: "Diese Gruppe musst Du anbinden!". So machten wir dann jedes Jahr bis heute immer zwei Einsatzwochen, kurz vor Fahrbeginn 200 bis 250 Meter Totalgleisumbau und - welch ein Luxus - wir hatten Zweiwegebagger. Von nun an ging es aufwärts!

Totalgleisumbau, das bedeutet, das Gleis jochweise ausbauen, Untergrund sanieren mit Zweiwegebagger und Pneulader, Planum herstellen und neue, gute gebrauchte Schwellen auslegen, Zahnstangen und Schienen mit verstärktem Profil einbauen, einschottern, das Gleis ausrichten und in die vorgesehene Höhenlage bringen und danach mit elektrischen Wackerstopfern stopfen und letztlich alles von Hand mit Schottergabeln planieren. Inzwischen hatten wir das Gleis von Tunnel 1 bis zur Talstation Tiefenbach, weiter bis zur Steinstaffelbrücke und 300 m von der Station Furka in Richtung Steinstaffel saniert.

2003 war es dann soweit: Aus zwei Wochen Einsatz wurden nun drei. Irgendwann stieß ich in diesem Jahr zu den Stuttgartern und blieb dann bis 2009 bei ihnen hängen. Ich tat das gerne - mit euch war gut zu arbeiten.

Unser erster gemeinsamer Einsatz war in Gletsch. Damals mussten sich die Sektionen, die in Gletsch eingesetzt waren, selbst versorgen. Wir mussten also Lebensmittel und Getränke selbst organisieren. Was tun? In der Schweiz einkaufen? Bei den hohen Preisen! Eberhard, Anita, Nelly und ich beratschlagten. Und wir beschlossen, dass ich die Lebensmittel bei der Speck GmbH in Böblingen, nahe meinem Heimatort, besorge. Das waren unter anderem: Eine ganze Seite Schwarzwälder Speck, 4 kg Gulasch, 2 kg Hackfleisch, 4 kg Schweinebraten, 20 Schnitzel, 3 kg Leberkäse, 20 Bratwürste, 10 kg verschiedene Wurstsorten.

Kühnles besorgten dann noch 2 kg Spaghetti, 2 kg Nudeln, 1 kg Reis, Kaffee, Tee, 10 Gläser Essiggurken, jede Menge Maultaschen, Essig und Öl. Diverse Getränke wie Wein usw. organisierten noch andere Teilnehmer der Bauwochen.

Das Problem war nun: Wie das alles bei den Eidgenossen einschmuggeln? Einfuhr von Wurst und Fleisch in die Schweiz waren ja verboten! Wir beschlossen die Ware auf drei Autos zu verteilen. Motto: Wenn sie einen erwischen, kommen immer noch zwei durch. Aber es hat alles geklappt, der gesamte Proviant kam ohne Probleme in Gletsch an und die "Schmuggelware" wurde im Laufe der Woche durch unsere Köchinnen Anita, Nelly und Irmgard in der primitiven Küche zu kostlichen Gerichten verarbeitet.

Blickt man zurück, hat sich in punkto Küche in Realp und Gletsch alles zum Positiven geändert. Die neuen Küchen haben den Standard moderner Hotelküchen und die Arbeit ist für das Personal nun gegenüber den Gründerjahren viel einfacher geworden. Bedenkt man aber, dass an manchen Tagen bis zu 60 Personen versorgt werden müssen, so ist das noch immer kein Pappenstiel, sondern ist und bleibt für die Küchenfrauen immer noch Knochenarbeit.

Ich betreute die Stuttgarter Baugruppe nun insgesamt 7 Jahre lang, und das immer in der 31. Kalenderwoche. Es wurden zwar keine Gleistotalumbauten gemacht, das ist unter Fahrbetrieb auch nicht möglich. Muss auch nicht sein, denn für diese Knochenarbeiten sollten jüngere Mitarbeiter eingesetzt werden. Dies ist der Fall bei meinen Gleisbauern von Rhein-Main, den 3 Ruhrpottlern aus Köln und Essen, sowie meiner 4-köpfigen Sachsencrew aus der Ex-DDR. Das sind Leute im Alter von 25 bis 50 Jahren.

Dafür waren wir Stuttgarter zuständig: Einzelschienen auswechseln, Befestigungsmittel austauschen, kleinere Gleissenkungen stopfen und richten, und, um es schweizerisch auszudrücken, für den allfälligen Zahnstangenwechsel. Ein kleinerer Trupp war zudem zuständig für die Vegetationskontrolle, auch dies eine sehr wichtige Arbeit.

Im nachhinein darf ich feststellen: Ihr habt in all den Jahren eure Arbeit zuverlässig und zu meiner und unseres Gesamtbauchefs Manfred Willi vollkommenen Zufriedenheit erledigt. Dafür danke ich euch! Macht weiter so! Ich wünsche euch mit eurem neuen Gruppenleiter Wolfgang Wehlan für die Zukunft das Allerbeste.

Über die Gründe unseres Ausscheidens wisst ihr ja Bescheid. Es wurde uns einfach zu viel!

Nochmals: Lasst die Gruppe weiter bestehen. Danke!

 

17. Oktober 2010

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