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    Verein Furka Bergstrecke - Sektion Stuttgart e. V.

 

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  Bauwoche 32/2022

Die Vorfreude auf die Bauwoche war noch etwas größer als in der Vergangenheit. Aber konnte es überhaupt besser oder schöner werden? Eigentlich nicht.

Auf der Hinfahrt hatte Rainer einige Umwege eingeplant und damit ein paar Überraschungen für mich eingebaut. Nachdem am Sonntagmorgen am Fuße des Pilatus sich so langsam das Furka-Feeling einstellte - es war nebelig und die Sicht auf den Berg blieb eine Wunschvorstellung -, fuhren wir am frühen Nachmittag Richtung Erstfeld und dann durch die Schöllenenschlucht nach Realp.

Es wurde an der Teufelsbrücke nebelig - nein - es war fast nichts mehr zu sehen. Das Auto vor uns gerade noch und dann war alles weiß. Das Gute war, man konnte die Bauten von - wie Uli sagte - Schlawiri - nicht sehen - kein großer Verlust. Am Ortseingang dann die Womos von Walter und Wolfgang. Kurz zum Ausladen an den Installationsplatz und dann zurück zum Stellplatz.

Großes Hallo beim Eintreffen in der Kantine. Die Aarauer Bären waren natürlich schon längst da. Drei neue Gesichter prüften uns Großkantönler, aber wir haben die Prüfung bestanden, wir durften bleiben. Wie selbstverständlich der Umgang miteinander ist, konnte man daran erkennen, als Jean Claude seine Mannschaft hinter der Kantine begrüßen wollte, waren natürlich die Großkantönler mit dabei.

Die Art der Vorstellung unserer Arbeiten für die kommende Woche in Abwesenheit von Ulf entsprach weder unserer Auffassung noch der der Schweizer. Wir haben das aber an anderer Stelle angesprochen.

Das Bauprogramm für unsere Bauwoche:

  • Fundamente für Parkplatzschilder setzen
  • Gerüstwagen fertigstellen
  • Wassercontainer mit Holzschwellen verkleiden
  • Tunnelwaschen
  • Bewehrungsmatten montieren
  • Tunnelnischen reinigen
  • Wasseranschluss herstellen
  • Kabel reparieren
  • Durchlass ausräumen
  • Festwochenende vorbereiten

Wenn man die angesetzten Zeiten zusammenzählte, dann wurde schnell klar - wir bleiben dieses Jahr wohl länger.

Baugruppe
 
unsere Baugruppe

Dass wir bereits am Montag beim Mittagessen überlegten, wie wir jetzt noch auf den Berg kommen, sprach für sich. Nebenbei erhielten einige von uns noch eine offizielle Einweisung in den Radlader und Dumper mit Unterschrift und allem, wie es sich gehört.

Wie hieß es noch letztes Jahr: Etwas war anders.

Während wir auf der Suche nach Werkzeug und den erforderlichen Schwellen waren, wurde als Unterhaltungsprogramm für die Fronis die Tunnelrettungseinheit der MGB auf der DFB-Drehscheibe gewendet. Dass sich dabei die Blecheindeckung der Drehscheibe mit der Umrandung verklemmte, war nur ein kleines Add-on. Mit Bruno wurden die erforderlichen Schwellen für die Verkleidung der Wassercontainer aufgeladen. Am Dienstagabend wurde dann ausgerechnet, dass wir ca. 2,5 t Holz auf den Berg geschleppt haben.

Am Dienstag fuhr dann ein richtiger Bauzug in Richtung Furka, MGB 61, Bruno mit den Schwellen, der Tiefgänger mit einem LKW zur WC-Leerung an der Furka und jede Menge Personen, die die Tunnel und Stützmauern inspizierten. Großes Rangieren in Furka, den Saug-LKW zum Zelt und Bruno mit den Schwellen ans Portal.

Dass Apotheker nicht nur Glasfläschchen umhertragen, sondern sich durchaus aktiv Gedanken zum Schwellentransport machen können, hat mir dann doch irgendwie Respekt abgenötigt. Mit Wolfgangs Schraubzwingen-Griffen und unter den hilfreichen Anweisungen des Bademeisters trugen die "Sklaven" dann die Schwellen 20 Meter hoch zu den Wassercontainern. Dass wir - also alle minus ich - bis zum Nachmittag die Wassercontainer lawinensicher eingehaust haben, damit hat offensichtlich niemand gerechnet. So folgten am Abend einige lobende Worte aus einer Richtung, die niemand vermutet hatte. Nach dem Schwellenmikado wurde das Ergebnis mit Dilettantensprudel besprochen. Fast hätte ich es vergessen, die Mittagspause erfolgte natürlich auf "unserer" Terrasse. Eine nicht unhässliche Treppe führt nun hinauf. Was kümmert es die schönste Terrasse, wenn eine Sachsentreppe zu ihr führt.

Wassercontainer
 
der Wassercontainer

Während ich so mit dem Löcher bohren in die Schwellen beschäftigt war, wurde mit Hightech das Gelände aufgenommen, eine Drohne nahm auch unsere Baustelle auf.

Hightech und Dampf - Vieles ist anders.

Am Mittwoch wurde nach dem Rollout der neue Gerüstwagen in den Scheiteltunnel gebracht. Nobel geht die Welt zugrunde. Erstklassige LED-Scheinwerfer, eine ausklappbare Gerüstverbreiterung - Tunnelwäscher, was willst du mehr? Wasser, einfach nur Wasser.

Tury und ich mussten uns diesmal den Hochdruckreiniger teilen und damit nicht genug: Als sich endlich das Wasserfeeling einstellen wollte, war Schluss mit dem Spaß, no Water. Schnell waren die Schuldigen gefunden, hatten wir doch gestern die Pumpe ausgesteckt. Also zweimal an den Ohren gezogen, bin ich mit Chregu losgelaufen. 1 km mit Gummistiefeln durch den Tunnel. Eine Wasserblase und ziemlich viel Wasserdampf innerhalb des Friesennerzes waren die Belohnung.

Doch umsonst an den Ohren gezogen, die Tanks waren voll, auch ohne Pumpe ????. Nach einigem Suchen war der Fehler dann gefunden, jemand hatte einen Absperrhahn im Tunnel geschlossen. Jemand aber nicht wir!!! Bloß woher kam dann das Wasser, mit dem wir gespritzt haben?

im Tunnel
 
im Tunnel

Tante Furka bietet immer wieder neue Geheimnisse. Chregu reinigte trotzdem die Pumpenwanne bis auch das letzte Sandkorn entfernt war. Nach einigem Überlegen hatte dann auch ich die Steuerung der Pumpe verstanden. Gemeinsam mit Chregu haben wir eine funktionierende Wassersammelstelle hinterlassen.

Am Nachmittag wurden dann wieder Bewehrungsmatten montiert. Der Dilettant wurde wieder als Beschwerungs-Biege-Einrichtung eingesetzt, dumm rum stehen kann ich ja schließlich ganz gut und fast fehlerfrei, immerhin hat es die Bewehrungsmatten sichtlich beeindruckt, bzw. gebogen gedrückt. Bei abendlichem Dilettantensprudel an der Remise kam die Überraschung für mich. Jürg war eigens angereist, um sich mit einer Schweizer Sondermünze bei mir für die Fotobücher zu bedanken - wow. Danke!

Am Donnerstag folgte dann ein weiteres persönliches Furka-Highlight. In einer Schnellbleiche wurde ich zum Hilfsweichensteller ausgebildet. Vielleicht war es Manfred Willi auch einfach leid, ständig auf- und wieder abzusteigen. So kamen die Hände eines Großkantönlers an die geweihten Weichensteller.

Wieder eine Nacht ohne Schlaf vor lauter Stolz.

Wir sollten an diesem Tag die Rettungsnischen im Tunnel von allerlei Unrat reinigen. Eigentlich einfach, Tiefgänger als Transportmittel, Schaufel und Pickel, was sollte uns da schon querkommen. - Jede Menge.

In der Barbaranische war vermutlich seit dem Tunnelbau 1926 ein Schalbrett eingebaut. Selbst ein Schweizer Spezialpickel mit ausreichend Bergerfahrung vermochte es nicht, dieses Holzbrett der Nische zu entreißen, der Stiel brach.

Die restlichen Nischen wurden besenrein hinterlassen und stehen für weitere Bauschuttablagerungen nun wieder in vollem - nein leerem - Umfang zur Verfügung.

Eine weitere Gruppe kümmerte sich am Rottenwasserfall beim Kehrtunnel um die Wasserfassung für die Löscheinrichtung unterhalb von Gletsch. Und mit Erfolg, es läuft nun wieder Wasser in das große Reservoir und nebenbei wurde die Leitung auch noch mit großen Steinen geschützt. Unsere Stromer haben sich auch noch um eine Leitung gekümmert, damit das ganze auch elektrisch funktioniert.

Abends ging es dann gemeinsam zum Essen. In diesem Jahr ohne Reis sondern mit Fondue. Herz, was willst du mehr. Es war einfach anders diesmal.

Am Freitag wartete dann eine spannende Aufgabe. Bei km 52,2 war ein Wasserdurchlass von Geschiebe zu befreien. Ein Wellrohr mit einem Durchmesser von ca. 1 m und einer Länge von gut 15 m war voll mit Geröll. Nicht ganz, denn es floss noch Wasser durch und das nicht wenig. Wie Tury das den ganzen Morgen geschafft hat - ein Rätsel, ich hatte nach 10 Minuten Platzangst und war nass von oben bis unten.

im Wasserdurchlass
 
im Wasserdurchlass

Zusammen mit Kurt wurde an "meinem"Bagger der Gaszug repariert. Warum die Japaner 12er und 14er Schrauben verbauen, bleibt deren Geheimnis. Warum aber der Schlitz zwischen Kontergewicht und Rahmen genauso breit ist, dass exakt ein 14er Schlüssel hineinfällt, aber nicht durchfallen kann, das würde mich schon persönlich interessieren. Natürlich hatten wir nur einen Schlüssel dabei.

Wasserdurchlass von aussen
 
von aussen sah das Ganze recht harmlos aus

Letztlich habe ich den Schlüssel wieder herausbekommen und mir zumindest ein wenig Achtung bei Kurt erarbeitet. Den Bagger dann ca. 200 m auf dem Gleis zu fahren, war dann doch zu viel für einen Dilettanten.

Meine Aussage: "Ich weiß, was ich kann, aber ich weiß auch, was ich nicht kann.", hat letztlich überzeugend gewirkt und Kurt ist mit dem Bagger nicht wie auf Schienen, sondern auf Schienen nach oben zum Durchlass gefahren.

Eine dritte Gruppe hat die Parkplatzschilder in unsere Montagsfundamente gesetzt. Natürlich hatten wir die Fundamente krumm gesetzt, wären sie im Lot gewesen, wäre die Truppe ja nach 15 Minuten fertig gewesen.

die Parkplatzschilder werden gesetzt
 
die Parkplatzschilder werden gesetzt

Samstag

Großes Festwochenende mit Sonderfahrten und Ausstellung am Bahnhof Realp. 30 Jahre ist es her, als ich damals mit tränenden Augen im offenen Aussichtswagen - von der damals blauen Weisshorn gezogen - nach Tiefenbach gefahren bin. Tränend deshalb, weil im Tunnel 2 der Dampf nicht mehr ausreichte und wir so langsam das Dampferlebnis hustend einatmen konnten.

Steffenbachbrücke mit Zug
 
immer wieder schön: die Steffenbachbrücke

33 Jahre Frondienst,

33 Jahre die unterschiedlichsten Erlebnisse.

Davon 30 Jahre Regen.

Seit 3 Jahren mit den Aarauer Bären tolle Bauwochen, die eigentlich nicht zu toppen sind. Seit 3 Jahren Sonne. Muss wohl an den Bären liegen.

Ich komme wieder. Und ihr? Danke euch allen.

Peter, der Autor und Baggerführer
 
Peter, der Autor und Baggerführer

Der Dilettant

(Peter Krauß)

 

18. Oktober 2022

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